Ferienprogramm für die Mädchen

Im November hatten die Mädchen zwei Wochen lang Halbjahresferien und somit waren sie alle tags über zu Hause. Diese Gelegenheit habe ich genutzt, um ein Ferienprogramm zu gestalten.

Jeden Nachmittag haben wir einen Programmpunkt gehabt, bei dessen Durchführung mir die Sekretärin geholfen hat. Bei meinen Überlegungen im Vorfeld war besonders die große Altersspanne von neun bis 17 Jahren Thema und kurz vor jedem Programmpunkt kamen mir doch immer Zweifel, ob alle Spaß haben werden. Aber die Mädchen haben mich auch hier wieder positiv überrascht. Alle waren immer mit vollem Elan und begeistert dabei und auch der Altersunterschied hat keine Rolle gespielt.

Plan für die Woche

 

Am ersten Tag haben wir Spiele gespielt. Dazu habe ich verschiedene Gruppenspiele wie Kartenrutschen, Evolution oder Reihenfußball überlegt und die Sekretärin hat mir geholfen das jeweilige Spiel zu erklären, indem sie es für die Jüngeren in tagalog übersetzt hat. Die Mädchen haben toll mitgemacht und es gab den ganzen Nachmittag über viel zu lachen.

Am folgenden Tag haben wir zunächst Jonglierbälle aus Luftballons und Erde gebastelt. Das war eine dreckige Angelegenheit, aber die Mädchen haben super in Paaren zusammengearbeitet und hatten vor allem Spaß dabei, die Farben für die Bälle auszusuchen. Anschließend hat die Hälfte der Gruppe gemeinsam mit der Sekretärin Mandalas ausgemalt während ich mit der anderen Hälfte das Jonglieren mit drei Bällen geübt habe. Alle haben dabei ihr Bestes gegeben, waren konzentriert bei der Sache und einige Talentierte haben es sogar schon am selben Nachmittag geschafft, alle drei Bälle in der Luft zu halten.

Jonglierbälle werden gebastelt

 

Während die einen jonglieren übten malten die anderen fleißig Mandalas aus.

 

Das Chaosspiel am dritten Tag ist vermutlich am besten angekommen. Dazu wurden die Mädchen in drei Teams aufgeteilt. Im gesamten Haus und auf dem Grundstück waren Nummern verteilt, die jeweils ein Codewort nannten. Ihrem Laufzettel folgend mussten die Teams dann die Nummern suchen, um das jeweilige Codewort nennen zu können. Daraufhin gab es dann zu jeder Nummer eine Aufgabe wie ein Lied singen, eine Pyramide bauen oder die Schritte bis zum Sportplatz zählen, die es zu erfüllen galt bevor die Suche nach der nächsten Nummer losgehen konnte. Es hat selber super viel Spaß gemacht die Mädchen dabei zu beobachten, wie sie umher gelaufen sind und wunderschön im Team zusammengearbeitet haben, um besonders schnell zu sein und die anderen Teams zu besiegen. Es ging trubelig und heiter her, sodass die Mädchen am Ende alle kaputt vom vielen Laufen waren. Noch Tage später haben sie über die lustigen Situationen während dem Spiel gesprochen.

Für den vierten Programmpunkt habe ich die Gruppe in die Jüngeren und etwas Älteren aufgeteilt, da es um Themen des sozialen Lernens gehen sollte. Vormittags waren die jüngeren an der Reihe und das Thema war der Umgang mit Wut und eine Strategie der Streitschlichtung. Dazu haben wir zuerst zwei illustrierte Bücher gelesen, die das Thema bearbeiten. Durch die Bilder war es einfacher in einem Mix aus Tagalog und Englisch ins Gespräch zu kommen und gemeinsam mit der Sekretärin konnten wir uns alle sehr gut verstehen. Anschließend haben wir dann eine Ampel gebastelt, die die gelernte Regel illustriert, wie ein Streit beigelegt werden kann. Am Ende haben die drei Mädchen noch einmal wiederholt, welche Möglichkeiten sie kennen gelernt haben, mit ihrer Wut umzugehen und wir haben das Plakat gemeinsam im Flur aufgehängt. In den folgenden Tagen konnte man immer wieder beobachten, wie eines der kleineren Mädchen stolz das Plakat und die Regel einem älteren Mädchen erklärt hat. Und auch wenn natürlich nicht alle Streitereien jetzt perfekt nach der Regel gelöst werden merke ich doch, dass sie etwas mitgenommen haben, denn es kommt  in gewissen Situationen immer wieder die Anmerkung auf, erstmal durchzuatmen (Der erste Schritt der Regel).

Gemeinsam basteln wir die Ampel.

 

Die fertige Ampel hängt jetzt im Flur.

 

Mit den älteren Mädchen ging es nachmittags um persönliche Werte und Beziehungen. Nachdem wir zusammen verschiedene Werte gesammelt haben ging es darum, ein persönliches Ranking zu erstellen und sich anschließend in Paaren auszutauschen. Für mich persönlich war es sehr interessant auch die kulturellen Unterschiede in den Rankings der Mädchen widergespiegelt zu sehen. So war zum Beispiel der Aspekt Glaube bei allen an erster oder zweiter Stelle im Ranking. Die restliche Zeit ging es dann in einem offenen Gespräch in der Gruppe um Charakteristiken von gesunden sowie ungesunden Beziehungen. Daran waren vor allem die Ältesten interessiert und haben später noch einmal nach den Materialien gefragt, um sich Notizen zu machen.

 

Mindmap aus Werten in der Mitte.

 

Den letzten Nachmittag haben wir dann Masken gebastelt. Jedes Mädchen konnte sich eine Grundfarbe aussuchen und es gab verschiedene Schablonen zur Auswahl. Für die anschließende Gestaltung und Dekoration der Masken haben sich die Mädchen viel Zeit genommen und die Resultate sind alle toll geworden. Gemeinsam haben wir die Masken im Flur aufgehangen, der jetzt bunt dekoriert ist. Außerdem werden im Dezember Besucher in der Einrichtung erwartet, für die die Mädchen gerade einen Tanz einstudieren. Für ihre Kostümierung wollen sie ihre selbstgebastelten Masken anziehen.

 

Kreatives Chaos beim Masken-Basteln.

 

Gruppenbild aller-Mädchen mit ihren Masken. Aufhängen der Masken im Haus.

Mir hat es super viel Spaß gemacht, das Programm zu planen und durchzuführen. Außerdem haben die Mädchen sehr gut mitgemacht und mir durch ihre Motivation, ihr Lachen und ihren Enthusiasmus eine tolle Resonanz und ein schönes Gefühl gegeben.

Weil es aber doch auch anstrengend ist, jeden Tag Programm zu bieten brauchte ich nach diesen zwei Wochen (in denen auch Allerheiligen war, wovon ich in meinem letzten Bericht erzählt habe) erstmal einen Ruhetag.