Meine letzten Tage in Pandi

Heute schreibe ich meinen letzten Blogeintrag, denn übermorgen werde ich mein Praktikum und somit meine Zeit in der Rene Pedrozo Foundation beenden. Ich hatte das Gefühl die Zeit ist besonders in den letzten Wochen nur so davongerannt und ich kann noch gar nicht richtig begreifen, dass es schon Zeit sein soll, sich zu verabschieden.

Trotzdem waren die letzten Tage und Wochen noch sehr intensiv und voller schöner Momente. Gemeinsam mit den Mädchen habe ich Sterne aus buntem Papier gebastelt, um die Außenküche in der wir auch zusammen essen, schöner zu gestalten. Außerdem spielen wir in so ziemlich jeder freien Minute Uno und Volleyball und ich gestehe, dass ich in der nächsten Zeit kein Uno mehr spielen kann, so viel haben wir es gespielt. Aber vor allem die Jüngeren haben so einen Spaß beim Spielen und können gar nicht genug vom Uno spielen bekommen. Ihr neuester Trick wenn die Ankündigung kommt, dass das nächste Spiel das letzte für den Abend ist, ist es, einfach nicht aufzuhören zu spielen: Wenn sie die letzte Karte auf der Hand haben und gewinnen könnten gewinnen sie nicht, sondern ziehen ein paar Runden lang vom Nachziehstapel bis sie wieder ins Spiel einsteigen. Auch wenn das Spiel natürlich trotzdem irgendwann beendet wird muss ich gestehen, dass es eine ziemlich clevere Taktik ist, die die Mädels da ausgetüftelt haben.

Die letzte Aktivität, die ich zusammen mit der Sekretärin für die Mädchen angeboten habe war Weihnachtskarten basteln. Jedes Mädchen hat eine individuelle Karte gestaltet, die zu Weihnachten an ihre Familien oder nächsten Angehörigen gesendet wird. Keines der Mädchen in der Einrichtung ist eine Weise im klassischen Sinn. Natürlich hat jede von ihnen ihre eigene, ganz individuelle Geschichte, aber sie alle kommen aus besonderen Familienverhältnissen, in denen sie nicht bleiben konnten. Der Grad des Kontaktes und der Verbindung zwischen den Mädchen und ihren nächsten Angehörigen ist verschieden, aber sie haben sich alle darauf gefreut, für sie eine Weihnachtskarte zu basteln. Die Ergebnisse sind erneut ganz verschieden, bunt und kreativ geworden und auch ich hatte Spaß dabei, beim schneiden, kleben und „glittern“ zu helfen.

 

Die fertigen Weihnachtskarten

 

Am letzten Sonntag haben wir dann einen Ausflug unternommen. Gemeinsam mit allen elf Mädchen, der Sekretärin, der Hausmutter, dem Leiter, vier der Einrichtung stark verbundenen Kindern und mir sind wir an einen Strand am Meer gefahren. Schon am Tag vor dem Ausflug war die Aufregung und Vorfreude riesig. Einige der Mädchen hatten noch nie zuvor das Meer gesehen und waren dementsprechend besonders begeistert. Es wurde eingekauft, Essen vorgekocht, gepackt und geschwärmt. Am folgenden Tag ging es dann schon morgens um vier Uhr mit einem bis oben vollgepackten Auto los. Am Strand wurden zunächst die Sachen ausgepackt und dann ging es ab ins Meer. Es war so schön, die Kinder beim baden und spielen zu beobachten. Sie hatten einen riesigen Spaß im Sand und im Wasser und kamen nur zu unserer Picknickstelle, um gemeinsam das leckere, mitgebrachte Essen zu verspeisen. Ein besonderer Moment, den ich in Erinnerung behalten werde, war, als das Jüngste Mädchen der Einrichtung mich und den Leiter mit großen Augen gefragt hat, ob dies nun ein Strand sei. Mit ihren neun Jahren hatte sie nie zuvor das Meer oder einen Strand gesehen und hatte gar keine Vorstellung davon gehabt, was es damit auf sich hat. Auf der Rückfahrt haben wir dann noch an einem Gipfelkreuz halt gemacht, welches man besteigen konnte. Die Aussicht war großartig und der Blick reichte bis nach Manila. Während der weiteren Fahrt sind dann alle eingeschlafen und wir sind erst bends um sieben Uhr wieder in Pandi angekommen.

 

Blick vom Strand auf die Picknickstelle.

 

Am Wasser

 

Abschied vom Meer

 

Auf dem Weg zum Gipfelkreuz

 

Ich bin unendlich dankbar für all die schönen Erlebnisse und Begegnungen während meiner vier Monate in der Rene Pedrozo Foundation. Als ich in die Philippinen aufbrach hatte ich zwar einiges über das Land und die Kultur gelesen, aber dennoch waren die Philippinen für mich wie ein unbeschriebenes, weißes Blatt Papier. Nun ist das Blatt gefüllt und voller bunter Farben. Die Mädchen und Mitarbeiter der Einrichtung haben mich mit offenen Armen empfangen und an ihrem Leben teilhaben lassen. In vielen Momenten habe ich in meinem Inneren einen imaginären Kameraauslöser gedrückt, um den Moment und das zugehörige Gefühl für immer in Erinnerung zu behalten. Ich breche nun wieder zurück nach Deutschland und in meinen gewohnten Alltag sowie mein Studium der Sozialen Arbeit auf. Jedoch haben die Mädchen sowie all die verschiedenen Begegnungen und Erlebnisse der letzten vier Monate für immer ihre Spuren in mir hinterlassen.

In diesem Sinne wünsche ich eine besinnliche Adventszeit!