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Mainzer Allgemeinen Zeitung vom 21. März 2018
geschrieben von Anja Engelke:
MAINZ – Zur Schule gehen, warmes Essen, ein Dach über dem Kopf – für Kinder in Deutschland ist das alles selbstverständlich. In der Stadt Pandi Bulacan auf den Philippinen hingegen leben nach einer Schätzung der René-Pedrozo-Hilfe etwa 3000 Kinder und Jugendliche auf der Straße oder in ärmsten Verhältnissen.
Um den Straßenkindern einen Schulabschluss zu ermöglichen, haben Carmelita und Crisologo Pedrozo die Hilfe vor 18 Jahren gegründet. Aus traurigem Anlass: Ihr Sohn René, nach dem der Verein benannt ist, nahm sich am 3. März 1998 das Leben, weil er seine erste große Liebe nicht verkraftete. Seine Eltern kümmern sich nun um Waisenkinder auf den Philippinen und unterstützen arme Familien mit Patenschaften, damit sie sich die teuren Schulgebühren leisten können. „Mein Sohn hätte das bestimmt so gewollt“, sagt Carmelita Pedrozo.
Rund 170 Patenschaften unterstützen Familien
In den 20 Jahren seit dem Tod ihres Sohnes haben die Pedrozos in Carmelitas philippinischer Heimatstadt viel bewirkt: Sie vermittelten 170 Patenschaften und bauten ein Waisenhaus, in dem bisher 40 Kinder Zuflucht fanden. 18 bis 20 Mädchen können dort gleichzeitig wohnen. Meist seien sie misshandelt und missbraucht worden, viele von ihnen hätten Angst vor Männern, erzählen die Pedrozos. „Manchmal werden Babys einfach vor der Tür ausgesetzt.“ Dann versuchen sie zunächst, die Eltern zu finden. Drei Mal sei ihnen das bisher gelungen. Diese Familien werden nun durch eine Patenschaft unterstützt.
Auf dem 1600 Quadratmeter großen Grundstück steht nicht nur das Kinderheim, sondern auch ein Gewächshaus zur Selbstversorgung. Wenn die Mädchen krank werden, fährt sie der Krankenwagen des Vereins zum nächsten Arzt. Und es gibt einen eigenen Schulbus. „Wir machen auch Ausflüge zum Strand, damit die Kinder schwimmen lernen“, sagt Carmelita Pedrozo. „Das Wichtigste ist aber, dass die Mädchen zur Schule gehen und Essen auf den Tisch kommt.“
Immer wieder werden die Philippinen von Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen und Überschwemmungen getroffen. Mit meterhohen Fluten beschädigte Taifun Haiyan 2014 unzählige Häuser und schnitt ganze Städte von der Außenwelt ab. Das Kinderheim blieb zum Glück stehen. Tausende Familien versorgte die René-Pedrozo-Hilfe anschließend mit Reis, weil auch die Felder zerstört waren.
Im Januar waren die Pedrozos zuletzt auf den Philippinen. Die Wahlmainzer kontrollieren regelmäßig, dass im Waisenhaus alles mit rechten Dingen zugeht. „Kontrolle ist besser“, findet Crisologo Pedrozo. „Im Januar waren wir restlos zufrieden.“
„Das Heim können wir aber nur mit Spenden weiterführen“, sagt seine Frau. Als Nächstes sollen die sanitären Einrichtungen renoviert werden, „und wir würden gerne Englischunterricht anbieten“, sagt Carmelita Pedrozo. „Wir wachsen zwar langsam, aber es geht stetig voran.“